Home

Bücher

Radioarbeiten

Film- und TV

Biographien

E-Mail

Impressum

Karl-Heinz Schmidt-Lauzemis

Autor

Mitglied in der Vereinigung deutschsprachiger Biographinnen und Biographen

epd / Kirche und Rundfunk Nr. 26 von 6. April 1977

Bleibt als Komet, der auch der HR-Reihe "Erzähltes Leben" zur Ehre gereicht hatte (vgl. "Kirche und Rundfunk" Nr. 20), das 0riginalton-Hörspiel "Anja oder Was tun?" (Realisation: Schmidt/Sünkenberg/Christian Gebert). Ein verblüffendes Dokument, das ebenso die Chancen wie die Grenzen der Authentizität offen aufgezeichneter Gespräche zeigt. Ein Jahr lang begleiten wir Anja, das frische, selbstbewusste, erwartungsvolle junge Mädchen von der Hauptschule, wo sie Klassensprecherin ist, ins Berufsleben. Der Drang nach Höherem, technischer Zeichnerin oder auch Apothekerin, strandet an Aufnahmeprüfungen, einem mittelmäßigen Abschlusszeugnis, und das nur von der Hauptschule, und einem auf Rang und Reihenfolge achtenden Berufsberater. Anja wird Einzelhandelslehrling in einer Musikalienhandlung. Immerhin. Kulturbetrieb. Doch ihr Selbstbewusstsein ist noch intakt genug, dass sie die trostlose Kleinbürgerlichkeit des Milieus und seines Publikums erkennt und ablehnt. Sie wird keine Überläuferin. Aber auch keine Bilderstürmerin. Sie wurschtelt sich abwägend durch. Und bleibt auf Veränderung bedacht. Man weiß nicht so recht, wohin. Und sie wohl auch nicht. Nur klein beigeben will sie halt nicht. Das ist der traurige Rest ihres einstigen "Hoppla, jetzt komm' ich"-Empfindens. Wenn die Szenen, die hier festgehalten sind, schon das Feiertagsgesicht ihrer Umwelt zeigen - und wer sollte sich nicht von seiner besten Seite zeigen -,du lieber Himmel, wie sieht dann der ungeschminkte Alltag aus?! Man möchte es nicht erleben.

zurück